Letztens war eine Business-Freundin von mir total baff.
Sie war, dank Corona zum ersten Mal seit langer Zeit, auf einem Offline-Netzwerk-Event gewesen. Und hatte dort viele Selbstständige aus ihrer Stadt kennengelernt.
„Die kennen die ganzen großen Instagram-Profile überhaupt nicht. Die sind null auf Social Media unterwegs – und haben trotzdem Aufträge!“ erzählte sie mir verwundert.
Halt – Stopp!
Es gibt Unternehmer*innen, die erfolgreich sind ohne Social Media? Dabei liest man in der Instagram-Bubble doch überall, dass Social Media ein Muss ist.
Dieser Artikel ist für alle, die Social-Media-Marketing machen (oder es vorhaben). Aber eigentlich keine Lust drauf haben.
Ich werde hier kein Plädoyer gegen Social Media schreiben. Sondern ich möchte dich ermutigen, noch mal in dich rein zu hören:
Machst du Social Media vielleicht nur, weil man das als Selbstständige*r eben so macht? Oder sind Instagram und Co. wirklich dein Ding?
Lass es uns herausfinden!
Social-Media-Marketing und ich: Einen Versuch war’s wert
Meine Geschichte mit Instagram startete 2020. Meine damalige Marketing-Coachin war total aktiv auf der Plattform – sie ist es auch heute noch – und versprach mir, dass ich dort schnell sichtbar werden könnte.
Die jährliche Instagram-Challenge der Gründermutter nahm ich dann zum Anlass, um zu starten. Durch die Challenge passierte es tatsächlich, dass meine Beiträge sehr viel Reichweite bekamen. Ich lernte in dieser Woche viele neue Menschen kennen.
Das Netzwerken machte mich total glücklich. Instagram und ich, das schien Liebe auf den ersten Blick zu sein.
Naja, mit einer kleinen Ausnahme: Die Stories. Es fiel mir von Anfang an schwer, mich jeden Tag zu filmen. Oder meine Kaffeetasse oder meinen Hund.
Dabei schaute ich täglich die Stories von Anderen und ließ mir gerne ihren Alltag zeigen. Lernte sie dadurch besser kennen und baute Vertrauen zu ihnen auf. Warum Stories sinnvoll sind, war mir klar. Dennoch konnte ich mich nicht mit ihnen anfreunden.
Nach der Gründermütter-Challenge sank meine Reichweite rapide ab. Meine Beiträge bekamen weniger Kommentare und weniger Likes. Ich wusste, ich muss dranbleiben. Also postete ich fleißig weiter 2 Mal pro Woche. Es fühlte sich jetzt aber so an, als würde ich mit Gummistiefeln durchs tiefe Watt laufen.
Du ahnst es vielleicht schon: Das Schreiben von Beiträgen wurde immer schwerer für mich und kostete wahnsinnig viel Zeit.
Ich wollte noch nicht aufgeben. Also machte ich einen Instagram-Onlinekurs, um zu lernen, wie man schnell und strategisch die Beiträge plant.
Beim Gedanken an meinen Contentplan von damals muss ich gerade grinsen: Meine Postings waren teilweise für Wochen im Voraus geplant. Aber online gingen sie nie, weil ich mich beim Schreiben der Texte immer komplett verzettelte.
Ich holte mir sogar eine virtuelle Assistentin dazu, die mir die Erstellung der Grafiken abnahm. Ich war mir sicher: Nun wird’s leichter.
Das Ende vom Lied waren zig fertige Grafiken auf meinem Computer. Jedoch alle ohne Text.
Es war ein längerer Prozess, bis ich mir endlich eingestanden habe: Social Media ist kein Marketing-Kanal für mich. Für Andere ist es genau das Richtige. Aber ich kann und will mich nicht verbiegen, nur weil es überall heißt, dass Unternehmerinnen Social Media machen müssen.
4 Gründe, warum ich Instagram aus meinem Marketing gestrichen habe
Rückblickend gab es vier Gründe, die dazu geführt haben, dass ich Bye-Bye zu Instagram gesagt habe.
1. Ständige Selbstoptimierung
Ich sollte mehr Ordnung in meinen Haushalt bringen, damit ich mich wohler fühle.
Ich sollte wieder gesünder kochen. Mehr Gemüse wär besser.
Ich brauche unbedingt noch dieses neue Tool, um es leichter im Business zu haben.
Ja, Instagram hat mich ständig zur Selbstoptimierung getriggert.
Natürlich sind gute Impulse von außen nicht verkehrt. Aber in großer Menge sorgen sie für Stress und Selbstzweifel.
2. Immer online statt im realen Leben dabei
Viel zu oft habe ich in meiner aktiven Instagram-Zeit zu meinem Kind gesagt: „Ich bin gleich bei dir“. Weil ich noch dabei war, eine Story schön zu gestalten oder einen Kommentar fertig zu schreiben.
Viel zu oft habe ich, wenn ich unterwegs war, den Gedanken gehabt: „Ich darf nicht vergessen, ein Bild für Insta zu machen“ anstatt einfach den Moment zu genießen.
Heb in Gedanken mal die Hand, wenn es dir bekannt vorkommt.
3. Vergleicheritis
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
– Sören A. Kierkegaard
Was Sören A. Kierkegaard hier sagt, stimmt nur teilweise. Denn tatsächlich ist Vergleichen nicht grundsätzlich falsch. Es ermöglicht uns zum Beispiel, von anderen Menschen zu lernen, die in einer Sache besser sind als wir.
Genauso kann Vergleichen aber auch negative Effekte haben. Wir sehen das häufig bei den Blog-Starterinnen: Sie sehen die tollen Blogartikel von Anderen, die schon jahrelang regelmäßig bloggen, und denken: „So gut kann ich nicht schreiben.“
Und dann fangen sie nie an oder geben ihren Blog schon nach wenigen Artikeln wieder auf. Leider!
Diese negativen Vergleiche werden von Social Media angefeuert.
Zum einen, weil Instagram und Co. uns das Vergleichen sehr leicht machen. Bei mir ist es eine Bekannte aus der Schulzeit: Unter Palmen, umarmt von einer Freundin und mit Cocktail in der Hand, strahlt sie mich regelmäßig auf meinem Facebook-Feed an. Ohne die sozialen Medien würde ich längst nichts mehr von ihr mitbekommen, denn wir haben seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr.
Zum anderen, weil wir auf Social Media eine verzerrte Realität erleben: Wir bekommen meistens nur die positiven Seiten zu sehen. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich dort schon von Anderen gelesen habe, dass sie jetzt 6- oder 7-stellige Umsätze machen. Wie steinig der Weg bis zu diesem Erfolg war (oder vielleicht immer noch ist), darüber spricht kaum jemand.
4. Sinnvoll investierte Zeit?
Mein endgültiger Wachrüttler war ein Workshop bei Lisa Kosmalla. Da bekam ich es Schwarz auf Weiß, dass ich viel zu viele verschiedene Marketing-Kanäle bespielte. Und vor allem nie überprüft hatte, welche Kanäle mir wirklich Kund*innen gebracht hatten. Hier musste ich mir eingestehen: Die Ergebnisse, die Instagram mir brachte, waren ziemlich mau. Und der Zeitinvest dafür viel zu hoch.
Passt Social Media zu dir?
Wie ich anfangs schon gesagt habe, möchte ich Social Media nicht verteufeln.
Für die Einen (wie mich) ist es nicht geeignet. Für die Anderen ist es ein Wohlfühlort und das beste Tool zur Kundengewinnung. Das ist völlig individuell.
Deshalb kannst nur du für dich alleine herausfinden, ob du Social Media entspannt für dein Marketing nutzen kannst.
Höre auf dein Bauchgefühl. Und trau dich, dein Business auch mal ohne Social Media zu denken. Sichtbarkeit ist nichts, wofür du dich verbiegen solltest. Du sollst und du darfst auf deine Weise sichtbar sein.
Wenn du dir unsicher bist, ob dich ständige Selbstoptimierung und Vergleicheritis auch betreffen, lege einfach mal eine Social-Media-Pause ein. Und lösche in dieser Zeit am besten auch die zugehörigen Apps von deinem Handy. Du wirst schnell merken, ob du dich damit besser fühlst.
3 Tipps für entspanntes Marketing ohne Social Media
Wenn ich dir sage, dass du dein Business auch mal ohne Social Media denken darfst, dann mache ich das natürlich nicht, ohne dir passende Alternativen mitzubringen. Denn es geht auch anders!
Eins ist klar: Als Unternehmerinnen brauchen wir Sichtbarkeit. Und wenn nicht über Social Media, dann auf anderen Wegen.
1. Netzwerke
Connecte dich mit anderen Menschen, was das Zeug hält. Erzähle allen, was du machst und was du anbietest. Du wirst dann viele Menschen treffen, die dein Angebot noch nicht kannten. Und bisher vielleicht auch noch gar nicht wussten, dass sie es gut brauchen können.
2. Blog
Wie bist du auf diesen Blogartikel hier gekommen? Über die Google-Suche? Oder vielleicht über die Suchmaschine Pinterest? Oder über unseren Newsletter?
Du siehst: Ein Blog öffnet jede Menge Türen für deine Sichtbarkeit. Bloggen ist eine super Möglichkeit, (potentielle) Kund*innen auf dich aufmerksam zu machen.
Im Gegensatz zu Social Media ist es ein nachhaltiger Marketing-Kanal. Du bist unabhängig von Zuckerbergs Algorithmus. Deine Blogartikel werden auch noch Jahre nach ihrer Veröffentlichung gefunden.
Bloggen ist dein Ding?
Die Blog Challenge Community ist das Netzwerk an deiner Seite, das dich beim regelmäßigen Bloggen unterstützt.
3. Podcast
Wenn dir das Bloggen nicht liegt (oder du es nicht lernen möchtest), ist ein Podcast vielleicht das Richtige für dich.
Genau wie ein Blog zählen Podcasts zu den langfristigen Marketing-Maßnahmen.
Aktuell kannst du, zumindest im Business-Kontext, noch keine hunderte neue Hörer*innen am Tag damit erreichen. Aber die Zahl der Podcast-Hörer*innen steigt in den letzten Jahren stetig an. Von daher ist hier mit steigenden Reichweiten zu rechnen.
Ich gehöre auch zu den regelmäßigen Konsumentinnen und durchsuche gezielt Podcasts, wenn ich Infos zu einem bestimmten Business-Thema suche.
Fazit: Du brauchst kein Social-Media-Marketing
… denn es gibt genug gute Alternativen.
Im Endeffekt brauchst du Reichweite. Und Social Media ist nur ein Weg, um Reichweite zu bekommen.
Wenn Social Media und du gut harmonieren, ist es ein tolle Marketing-Möglichkeit für dich. Wenn es nicht passt, dann nutze andere Wege.
Denn Social Media ist kein Muss für dich als Unternehmerin. Dein Business, deine Regeln – das gilt auch beim Marketing.